Der frühere VfB-Spieler Karl Allgöwer spricht über die Präsidentenwahl. Er fordert vor der Hauptversammlung ein neues Kompetenzteam.

Stuttgart - Karl Allgöwer (54) will nicht Präsident des VfB Stuttgart werden. Aber er macht sich vor der Mitgliederversammlung am Sonntag Gedanken, ob Gerd Mäuser die richtige Lösung ist.

 

Herr Allgöwer, wissen Sie schon, was Sie am Sonntag machen?

Ja, ich spiele Tennis. Für meine Mannschaft geht es um den Aufstieg. Ich hoffe, dass wir das schaffen und hinterher ein bisschen feiern können.

Dann sind Sie nicht bei der Mitgliederversammlung des VfB, auf der ein neuer Präsident gewählt wird?

Da wäre ich gar nicht zugelassen, weil ich kein Mitglied bin.

Warum nicht?

Das war eine bewusste Entscheidung, die ich nach meinem Karriereende vor 20 Jahren getroffen habe. Denn als Spieler habe ich erlebt, dass es auf solchen Versammlungen schnell zu Turbulenzen kommen kann. Und ich bin einer, der immer offen seine Meinung äußert. Diese Diskussionen wollte ich mir ersparen. Übrigens ging es damals bereits um sehr ähnliche Probleme und Fragestellungen wie heute.

Trotz Ihres Tennisauftritts dürften Sie die Mitgliederversammlung aber mit Interesse verfolgen. Es heißt, Sie würden die Oppositionsgruppe um Björn Seemann unterstützen.

Ich bin kein Oppositioneller - und Herr Seemann ist das auch nicht. Er hat nur ein Konzept und würde gerne Präsident werden. Aber das hat der Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden Dieter Hundt abgelehnt. Deshalb besucht Herr Seemann als normales Mitglied die Versammlung.

Wie ist Ihr Kontakt zu ihm?

Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich sein Konzept mal anschaue. Das habe ich getan - und es hat mich überzeugt. Er hat ähnliche Vorstellungen wie ich und spricht sich vor allem auch für die Bildung eines sportlichen Kompetenzteams aus.

Die andere Oppositionsgruppe um Ihren früheren Mannschaftskollegen Helmut Roleder will Sie ebenfalls bei sich einbinden.

Mit ihm habe ich mich auch unterhalten, aber den Weg gehe ich nicht mit. Für eine Palastrevolution bin ich nicht zu haben und auch für keine Kampfabstimmung. Ich säge keinen ab. Mir geht es nur um den VfB. Ich will, dass er immer um die Plätze eins bis fünf mitspielt. Das muss das Ziel sein und kein Übergangsjahr.

Allgöwers Forderungen

Als solches bezeichnet Gerd Mäuser, der Wunschpräsident von Dieter Hundt, die nächste Bundesligasaison.

Mir geht es nicht um Herrn Mäuser und auch nicht um Herrn Hundt, sondern allein um die Zukunft des VfB.

Was muss passieren, um das von Ihnen formulierte Ziel zu erreichen?

In dem schrecklichen letzten Jahr ist so viel vorgefallen, dass der Club nun einfach Veränderungen vornehmen muss.

Was fordern Sie konkret?

Ich sagte schon am Ende meiner Karriere, dass der VfB dringend ein sportliches Kompetenzteam bestehend aus zwei oder drei Fachleuten braucht. Daran hat sich nichts geändert. Diese Instanz muss dem Sportvorstand unterstellt sein und die Verantwortung über die Zusammenstellung des Spielerkaders erhalten.

Warum halten Sie das für so wichtig?

Weil sonst alles viel zu sehr vom Trainer abhängt - und der wechselt in diesem Geschäft bekanntlich manchmal schnell. Ich weiß aus Erfahrung, dass jeder Trainer dazu neigt, seine Lieblingsspieler holen zu wollen. Wenn morgen dann ein anderer kommt, kann er mit diesen Spielern wiederum oft nichts anfangen und will neue. So geht das dann immer weiter.

Wie stellen Sie sich die Einbindung des Kompetenzteams in das Gefüge vor?

Meiner Meinung nach muss der Trainer für die Aufstellung, Taktik und Fitness zuständig sein. Der Manager ist das Bindeglied zum Kompetenzteam, das die Entscheidungen auf dem Transfermarkt trifft.

Damit wäre der Manager entmachtet.

Das sehe ich anders. Der Verein könnte langfristig planen und gezielte Weichenstellungen vornehmen. Aber natürlich wären das keine Alleingänge. Der Manager und auch der Trainer würden in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden.

Gerd Mäuser will auch ein Kompetenzteam gründen. Er nennt es nur anders: Beirat.

Es ist auch etwas völlig anderes. Der Beirat soll beraten, aber der VfB braucht keine Berater, sondern Leute, die Verantwortung übernehmen. Deshalb ist der Ansatz von Herrn Mäuser für mich nicht der richtige.

Die Machtverhältnisse beim VfB

Dabei wurden auch Sie kürzlich noch als Mitglied dieses Beirats gehandelt.

Mein Name war frei erfunden.

Inzwischen heißt es, dass der Beirat mit Personen besetzt werden soll, die ohnehin schon in den VfB-Gremien beschäftigt sind.

Das macht es noch fragwürdiger. Für mich ist das nur ein Zeichen nach außen, um die Fans zu besänftigen. Es soll dokumentieren: schaut her, wir tun ja etwas.

Wären Sie bereit, in einem nach Ihrem Geschmack ausgerichteten Kompetenzteam aktiv mitzuarbeiten?

Das könnte ich nur bei einem Präsidenten, der ein solches Team auch will. Herr Mäuser will es nicht.

Haben Sie über Ihre Ideen und Vorschläge einmal mit der Vereinsführung um Dieter Hundt gesprochen?

Vor drei Jahren hat sich Präsident Erwin Staudt bei mir gemeldet. Er sagte, er und der damalige Manager Horst Heldt würden mich gerne beim VfB einbinden. Anschließend haben wir uns getroffen und ausgetauscht. Danach war ich einverstanden. Herr Staudt war sehr erfreut. Nach einer Woche hat er mich jedoch angerufen und gesagt, Herr Hundt habe das abgelehnt. Damit wäre dann auch alles über die Machtverhältnisse beim VfB gesagt.

Der Schussgewaltige

Karriere Zwischen 1980 und 1991 bestritt Karl Allgöwer 338 Bundesligaspiele (129 Tore) für den VfB. Höhepunkt war die Deutsche Meisterschaft 1984. Wegen seiner Schusskraft erhielt er den Spitznamen „Knallgöwer“. Zehnmal spielte er für die Nationalmannschaft, mit der er 1986 in Mexiko Vizeweltmeister wurde.

Privates Seit dem Ende seiner Laufbahn ist er als selbstständiger Kaufmann tätig. Dabei betreut er für Unternehmen auch Kunden bei Ereignissen wie Fußball-Weltmeisterschaften. Er lebt in Gingen an der Fils, wo seine Frau als Lehrerin arbeitet. Sein Hobby ist Golf.